Dienstag, 6. Oktober 2009

Pontstrasse - Was aufs Maul für alle













Als Kulinar kann man Opfer widriger Umstände werden. Vorurteilsfrei begab ich mich auf die Suche nach einem einfachen Menue in die obere Pontstr. Eine Fressmeile die ich sehr selten als Ziel gastronomischer Ausflüge wähle. Höhe Pont Pascha (oder so) studierte ich die aussen aufgestellte Karte. Dabei wurde ich Zeuge einer Unterhaltung zweier Bedienkräfte dort ansässiger Restaurants. Lautstark unterhielten sich diese vor Ihren Aussentisch Gästen. Detailiert wurde ausgeführt wann man, wo, wieviele und wie zusammengeprügelt hat. Ausserdem wurde erörtert wer, wo, wie, demnächst auch noch was auf die Fresse bekommt, und so weiter. Ein wahrhaftiger Grund für mich dort nicht einzukehren.

Die Sache erörterte ich mit meinen Hiwis am nächsten Tag im Büro. Offenbar kann man tatsächlich, in besagter Strasse, Opfer derartigem Engagements werden. Übergriffe selbst auf Gäste kommen hier vor, wurde mir aus glaubwürdiger Quelle berichtet. Ich will die Fälle nicht im Detail erörtern. Auf die Frage warum die Studenten denn weiterhin eine Verköstigung in derartigen Einrichtungen bevorzugen bekam ich eine einfache Antwort: Viel und billig.

Werfen wir mal einen Blick auf die Speisekarten. Dort werden für unter 5 Euro komplette Speisen mit hohem Fleischanteil offeriert. Setzt man sich mit den Einkaufspreisen des Großhandels auseinander. Betrachtet man weiter das, selbst in der Gastronomie, die Angestellten irgendwie bezahlt werden müssen, etc. Stellt sich unweigerlich die Frage was man auf den Teller bekommt. Erinnert sich noch jemand an die Gammelfleisch Skandale?

Derartigen Auswüchsen wird durch eben dieses "Viel und Billig" die Tür geöffnet. Es werden Tonnen von Müllfleisch unter die Leute gebracht. Nicht bei uns, nein bestimmt nicht.

Wenn angenehmes Ambiente, freundliche Bedienung, friedliches Miteinander zweitrangig sind. Viel und billig die Parole ist. Qualität des Essens erst gar nicht interessiert. Dann ist es vielleicht gar nicht so falsch wenn Gäste von Kellnern verprügelt werden.

das Bild zeigt die Pontstr. 114 in friedlicher Zeit, ca. 1976.

Herzlicht
Der Karli

Das neue Reulen













Reulen, einst Pilgerstätte für Freunde gutbürgerlicher Gaumenfreuden, wird von einem neuen Pächter betrieben. Grundbesitzer und vormalige Gastronomen, das Ehepaar Reulen, haben genug von der Mühe des Restaurantbetriebs. Sie haben die Restauration in der oberen Sandkaulstraße in neue Hände gegeben. Ehemaliges Aushängeschild reulenscher Kochkunst waren ordentlich ausgebaute Fleischgerichte welche man sich gern mit Fritten reichen ließ. Der einst gut beladene Teller konnte mit einem exquisiten Bier runtergespült werden, Fürstenberg Pilsener. Gutbürgerlich ist unsinnigerweise zum Schmähbegriff verkommen. Entsprechende Restaurants sind, selbst in Aachen, rar geworden. Ein guter Grund diesen Exoten besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Wohlfühlen konnte man sich bei Alt-Reulen hinter Buntglasscheiben in klassischem Echtholzmobiliar. Derartiges Ambiente passt dem neuen Pächter genausowenig wie das gute Bier. Eine von Aachens letzten Bastionen gegen die Gleichschaltung des Ausschanks ist nun gefallen. Dem neuen Pächter fiel nichts besseres ein als die Getränkekarte auf die obligatorische Bitburger Einheitsplörre zu reduzieren. Das schale Zeugs kann man nun gut beobachtet trinken. Die Buntverglasung wurde nämlich auch rausgeschmissen.
Trotzdem sollte Neu-Reulen seine Chance bekommen mit dem überarbeiteten Konzept zu überzeugen. Die großzügigen Räumlichkeiten beherbergen im Untergeschoss zwei Kegelbahnen. Eine Bahn wurde für das anstehende Abteilungskegeln gebucht. Das Dutzend trinkfreudiger Kegelfreunde zaubert anderenorts ein Lächeln ins Gesicht umsatzorientierter Gastronomen. Neu-Reulen dagegen ließ uns austrocknen. Man wartete jeweils eine geschlagene Stunde auf sein Bier. Offenbar war die Gaststube zu prominent besetzt um die Kegler entsprechend ölen zu können. Den Ruf nach fester Nahrung nahm jedoch die neue Chefin persönlich entgegen. Dieser war trotz mehrfacher Nachfrage nicht zu entlocken, ob es zu den Gerichten eine Vorspeise gibt. Man bestellte aufgrund aufkommenden Hungers trotzdem. Nach einer Stunde, in welcher nach Neu-Reulen Takt, eine einzige klägliche Bierrunde die Kegler erreichte griff ich zum Hörer und erkundigte mich nach dem Status unserer Bestellung. Statt einer Antwort wurde der Hörer aufgeknallt. Jetzt reichte es. Der überforderte Kellner, welcher mit seinen parfümierten Fingern beim servieren im Bier rührte, beehrte uns nur einmal pro Stunde mit seiner Aufmerksamkeit. Nach einer Stunde (ja, ist wahr!) bekommen die Gäste statt einer Auskunft den Hörer aufgeknallt. Warum hat man uns nicht noch in der Kegelbahn den Strom abgestellt?
Die vermeintlich gut gefüllte Gaststube konnte beim Verlassen lediglich 2 besetzte Tische aufweisen. Für das Ignorieren unserer Bestellung war, nach deren genervter Auskunft, die Chefin schuld.

Mit dem Konzept als Gastronom Gäste nicht zu verköstigen mag man in einer bestimmten Szene zum angesagtem Treffpunkt avancieren. Mich überzeugt das jedoch nicht. Meine Bewertung fällt daher entsprechend aus. Neu-Reulen bekommt 3 Totenschädel! Das ist das Negativ Maximum.

Herzlichst
Der Karli