Freitag, 8. Januar 2010

Café de Frites

In Hauset, an der Aachener Straße, überrascht das im dortigen Grenzhäußchen frisch eingerichtete "Café de Frites" mit einem, zugegeben, nicht ganz neuen, aber doch noch unverbrauchtem Konzept: Gourmet-Pomme Frites im Edelambiente. Beim Betreten des Lokals sieht man sich mit moderner Spezialitätenrestaurant-Athmosphäre konfrontiert. Hohe Decken gestützt von dunkelroten Mauern und dekoriert mit zwei uppigen Chandeliers, die wirken als hätte man einen Kompromiß zwichen Pop-Art und Rokoko gesucht. Es riecht kein Bißchen nach Frittenbude. Ein freundlicher Herr, ich nehme an er ist der Inhaber, platziert einen höflich an einem der verfügbaren Tische. Sofort fällt mir auf, dass in der gegenüberliegenden Ecke vom Lokal eine größere Tischgruppe versammelt ist, die ausschaut, als seien sie gerade erst vom Chio zurückgekehrt. Offenbar lokaler Geldadel, der sich im Café de Frites pudelwohl zu fühlen scheint. Oder zumindest zu fühlen schien. Bis wir anrückten. Trotz diskretem Verhalten scheine ich einem der Herrn in besagter Gruppe zu mißfallen, der mich von nun an mehrfach herausfordernd anstarrt und mich indes unweigerlich an den Hauptling in einer Orang-Utang Gruppe erinnert. Offenbar habe ich nach seiner Ansicht sein Revier verletzt ohne ihn vorher um Erlaubnis gefragt zu haben. Als ich dann aber mit dem in meinen langen Jahren in der Wildnis erlernte passende herausfordernden Ausdruck kontere, hört er nach zwei Versuchen auf und wendet seiner Stammsippe zu, die sich mit plätscherndem Wohlgefallen unterhält. Aber ich weiche ab. Also wir bestellten das übliche Testessen bestehend aus einer Currywurst mit Fritten (7,90€) und einer zusätzlichen Sauce, in meinem Fall Trüffelsauce (3,50€). Die Fritten sind lecker und wohlgeformt. Nach Restfritten aus der letzten Fuhre, die mittlerweile knackig dunkelbraun sind, braucht man nicht zu suchen. Die Currywurst war ebenso hervorragen. Bisher halten wir uns allerdings etwa auf Mayer-Peveling-Niveau. Besonders auffällig im positiven Sinne war allerdings die Currysauce. Diese war deutlich fruchtiger und interessanter als jede andere, die ich bis dato gekostet habe. Chapeau! Es gibt frischgezapftes Radeberger- nicht mein Lieblingsbier aber das ist bekanntlich reine Geschmackssache. Also alles in allem freundliche Athmosphäre, gehobenes Niveau aber kein Fake, sondern echte Qualität, vielleicht der eine oder andere Snob. Daran sollte sich der werte Besucher aber nicht stören. Reichhaltige und wohlgestaltete Karte. Ich ziehe (nochmal) meinen Hut und verbleibe hiermit hochachtungsvoll.